Vor etwa 10 Jahre machte der New Yorker Rattapallax Verlag auf sich aufmerksam, als er eine ganze Serie von Poesiefilm-DVDs herausbrachte, die nicht pädagogisch motiviert waren. Rattapallax hat das in jüngerer Zeit allerdings nicht mehr fortgesetzt, sondern sein Engagement in Richtung Webisodes und größerer Filmprojekte verlagert. Als innovatives Verlagshaus bleibt Rattapallax ein Pionier des Poesiefilms, so wie er in jüngerer Zeit in Erscheinung tritt. In den USA ist die Digitalisierung generell weiter fortgeschritten als in Europa.
Die meisten käuflichen DVD Editionen sind für den Schulunterricht konzipiert. In Frankreich hat die pädagogische Institution Reseau Canopé eine DVD mit 21 Poesiefilmen herausgebracht, die aus dem Festival Cinepoème in Bezons hergegegangen sind. Vor allem das französische staatliche Fernsehen Francetélévisions beauftragt jedes Jahr 10-15 Poesiefilmanimationen immer nach einem jeweils anderen Dichter und strahlt sie als Bildungsprogramm aus. Bisher waren es Robert Desnos und Guillaume Apollinaire.
Hier ein Beispiel "J'ai tant revée de toi" von Robert Desnos.
Auch der deutsche Duden-Verlag hat eine Poesiefilm DVD mit Beiheft für den Schulunterricht herausgebracht, die allerdings in ihrer Zusammenstellung sehr disparat wirkt, und die ich hier deshalb nur bedingt empfehlen möchte. Die Duden-DVD zeigt Poesiefilme des ZEBRA Poetry Festivals Berlin. Es sind allerdings Filme, die schon länger zurückliegen. Das Niveau der Poesiefilm-Produktionen ist inzwischen deutlich gestiegen. Verfilmt wurden u. a. Gedichte von Hugo Ball, Annette von Droste-Hülshoff, Hugo von Hofmannsthal, Heiner Müller, Rainer Maria Rilke und Friedrich Schiller.
In Österreich erschien 2012 eine fünfteliige DVD Edition im Rahmen des Departure Literatur Labs, welches neue Möglichkeiten von Visuals und literarischen Texten auslotete:
Peter Handke: „Wunschloses Unglück“. Visualisiert von 3007, gelesen von Till Firit.
Elfriede Jelinek: „Macht Nichts. Eine kleine Trilogie des Todes“. Visualisierung: Ritornell/Mimu/sofa23, gelesen von Ursula Reiter.
Anthologie „Frauen auf Straßen. Lyrikerinnen und die Stadt“. Auswahl: Evelyne Polt-Heinzl, Ursula Seeber, Barbara Zwiefelhofer. Visualisert von Luma.Launisch. Musik: Ken Hayakawa, gelesen von Barbara Horvath
Rainer Maria Rilke: „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“. Vertonung: Viktor Ullmann, Visualisierung: decollage.tv, Rezitation: Max Müller, Klavier: Markus Vorzellner.
Ann Cotten, starsky „Nimmst du bitte die Waffen aus dem Bett“. Auszüge aus den Möglichkeitsräumen der Interaktion, Wort-Bild-Miniaturen. Text: Ann Cotten, Bild: starsky.
Die DVDS gibt es bei HOANZL als Gesamtedition unter dem Titel "Departure Literatur Lab. Collectors Edition" noch zu kaufen.