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Poesiefilme im historischen Kontext

 

Die Anfänge in den 20er Jahren

Essay von Sigrun Höllrigl, Juli 2011

 

Die frühesten Beispiele für Poesiefilme, die auf der Basis von Schrift und Text lassen sich in den 20er Jahren verorten, Charles Sheeler und Paul Strands 10minütiger 35 mm Film „ Manhatta: New York the Magnificent“ (1921) zeigt Filmaufnahmen von New York aus der Totalperspektive gemeinsam mit adaptierten Gedichtzeilen von Walt Whitman und gilt als Wegweiser für jene Poesiefilme, die schriftliche Exzerpte oder Gedichtzeilen mit visuellen Aufnahmen kontrastieren. (1) Thema ist die Faszination Stadt, im Zentrum des Geschehens steht der Bau von Wolkenkratzern durch schwer arbeitende Männer. Die Hammerschläge werden instrumental erzeugt.

 

Dadaismus, Surrealismus, Fluxus

 

 

Weitere Stationen sind die impressionistischen, surrealistischen und dadaistischen Avantgarde Filme, Hans Richters
SW-Filme Rhythm 21, Rhythm 23    Inflation, (1928),  sowie Luis Bunuels Un chien andalou.

 

 

 

weiters und das Untergrundkino der 40er - und 50er Jahre, Maya Deren, Jean Genet, darauffolgend die Fluxus Bewegung mit Flux Film, insbesondere Dick Higgins, George Macunias, George Brecht, Yoko Ono, Joseph Beuys. Später produzierte der Lyriker William Burroughs Cut-Up Filme, so beispielsweise William Buys a Parrot (1963) und Bill and Tony (1972).

 

 

 

 

Montagetechnik und veränderte technische Voraussetzungen erzeugten in den 70er Jahren eine eigene Videoästhetik, Vertreter Dara Birnbaum und Bill Viola. Zu erwähnen sind  der Lyriker und Filmemacher James Brougthon, sowie die Poeten Kenneth Rexroth, Robert Duncan und Lawrence Ferlinghetti. Inhaltlich waren die Produktionen gesellschafts- und TVkritisch, ein Beispiel dafür ist Wolf Vostells TV Burying, ein Happening aus dem Jahre 1963, bei dem ein mit Stacheldraht umwickelter Fernseher mit laufenden Programmen in der Erde versenkt wurde ( 2)


Poesiefilmfestivals

Der Lyriker Hermann Berlandtgründete 1975 wurde mit Unterstützung der National Poetry Association das erste Poesiefilmfestival in San Francisco, an dem Anne Waldman, Lawrence Ferlinghetti und James Broughton teilnahmen.  Das Festival wird heute von George Auguilar geleitet und trägt den Titel Cin(E)Poetry Film Festival.

Heute finden Festivals in Berlin, Amsterdam, Rom, San Franciso, Chicago, Seattle, Vancouver, Buenos Aires, und Delhi statt. Zum größten Poesiefilmfestival avancierte das ZEBRA Filmfestival in Berlin, es findet alle zwei Jahre statt und vereint die internationale SzeneAnliegen des Festivals ist es, „ das Gedicht in alle seinen medialen Erscheinungsformen zu präsentieren.“ (3)

 

zitierte Quellen :

(1)  Martina Pfeiler:Poetry goes Intermedia. US-amerikanische Lyrik des 20. Und 21. Jahrhunderts aus kultur- und medienwissenschaftlicher Perspektive. Tübingen: Francke Verlag 2010.

(2) Gerda Lampalzer: Videokunst. Historischer Überblick und theoretische Zugänge. Wien Promedia 1992. S. 24.

(3) Thomas Wohlfahrt. 2. Zebra Poetry Film Award. Literaturwerkstatt Berlin. Berlin: 2004. S. 2.


Sigrun-Hoelkrigl-2020
Sigrun Höllrigl
Leiterin Art Visuals & Poetry Film Festival

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