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MAUTHAUSEN | The Fugitive
GR | 2022 | 5 Min.
Regie: Panagiotis Kontouras/Aristarchos Papadaniel
Iakovos Kambanellis


Ein Poesiefilm auf der Grundlage der MAUTHAUSEN-Kantate von Mikis Theodorakis (Musik) und dem KZ-Überlebenden und Gründer des modernen griechischen Nachkriegstheaters Iakovos Kambanellis (Poesie), neu interpretiert von Aristarchos Papadaniel (Gesang) und Aris Zervas (Cello). Die neuen MAUTHAUSEN Aufnahmen waren die letzten offiziellen Veröffentlichungen, die mit der Erlaubnis des weltberühmten griechischen Komponisten und politischen Aktivisten Mikis Theodorakis (ZORBA, Z) nur einen Monat vor seinem Tod im Alter von 96 Jahren 2021 veröffentlicht wurden. In diesem Kurzfilm sehen wir einen Teil der Proben am 14. Mai 2022 vor dem griechischen Memorial in Mauthausen. Die Proben dienten zur Vorbereitung der Live-Performance, die einen Tag später am Internationalen Tag der Befreiung und des Gedenkens an Mauthausen 2022 in Österreich stattfand.

Zum Hintergrund:
4700 Griechen waren in Mauthausen interniert und gefoltert. 3700 starben im Konzentrationslager. 1000 Griechen haben Mauthausen überlebt.

 

 

 

Wie steinerne Löwen am Eingang der Nacht/Comme des Lions de Pierre à l'Entrée de la Nuit | ÖSTERREICH PREMIERE!
CH | 2012 | 87 Min.
Regie: Olivier Zuchuat
Jannis Ritsos, Tassos Livaditis, Ménélaos Loudémis


Zwischen 1947 und 1950 wurden mehr als 80.000 Griechen auf der Insel Makronisos (Griechenland) in Umerziehungslagern interniert. Dort sollte „die Ausbreitung des Kommunismus“ bekämpft werden. Unter den Internierten waren zahlreiche Schriftsteller und Dichter, darunter Yannis Ritsos und Tassos Livaditis. Trotz der Entbehrungen und Quälereien ist es ihnen gelungen, Gedichte zu schreiben, die ihr (Über-)Leben in diesem Konzentrationslager beschreiben. Diese Texte, teilweise in Flaschen im Erdboden vergraben, sind später wieder aufgetaucht. Der Film "Wie steinerne Löwen am Eingang der Nacht" mischt diese poetischen Texte mit den Parolen, mit denen die Internierten permanent aus den riesigen Lautsprechern des Lagers beschallt wurden. Lange, fast hypnotisch wirkende Kamerafahrten durchmessen die Ruinen des Lagers und „prallen“ auf Photographien aus den Archiven. Ein filmischer Essay, der die Erinnerungen an vergessene Ruinen und eine verlorene Schlacht wieder auferstehen lässt… Ein Film, der gleichsam beredt und schlicht ist.

 


ANMERKUNGEN VON REGISSEUR OLIVIER ZUCHUAT
Normalerweise schreibt man Gedichte, um die Natur zu feiern, um Gefühle wie Liebe oder Schmerz auszudrücken. Es gibt aber auch Menschen, die ein poetisches Werk hinter Stacheldraht und unter Folter geschrieben haben. Die Dichter von Makronissos ließen in ihren Texten die Stimme des Widerstands ertönen, Worte von vitaler Kraft. Ihre poetischen Texte erzählen vom Leben der politischen Gefangenen auf der Insel, erzählen vom Terror und vom Überleben in diesem barbarischen Laboratorium, in dem an der „geistigen Umprogrammierung“ der kommunistischen Widerstandskämpfer gearbeitet wurde. Sie lassen uns die ganzen Schrecknisse nochmals nachempfinden und „sehen“ die allgegenwärtige Angst, das endlose Warten, den quälenden Durst, den erschöpfenden Frondienst, das ewige Steineschleppen. Sie erzählen von den Nächten, in denen die Schreie der Gefolterten durchs Lager hallen. Als ich diese Gedichte zufällig bei einem literarischen Treffen zu lesen bekam, erstand diese schreckliche Vergangenheit „vor meinen Augen“ und ich hatte die Idee, die Bilder der Lagerruinen von Makronissos mit heutigen Bildern zu konfrontieren, in diesem Steinhaufen und Betonverbau nach Spuren dessen zu suchen, was damals passiert ist, und das zu unterlegen mit dem Geschrei aus den Lautsprechern, aus denen nationalistische Parolen tönen, und den Photos der Gefangenen. Ein Film der Erinnerung, der versucht gegen das Vergessen zu kämpfen, und zwar in einem Moment, wo der abstoßende nationalistische Eifer in Griechenland eine Renaissance zu erleben scheint…

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